Bündner Tagblatt, 06.12.14

Für mich ist Hip Hop noch eine Kultur

DER NACHWUCHSKÜNSTLER D.A.R.I.O. – EIN KURZPORTRÄT

Man könnte meinen, er wäre zu spät gewesen. Als D.A.R.I.O., Jahrgang 1998, geboren wird, hat der «Boom bap» bereits seinen Spätherbst erreicht. «Boom bap», ein lautmalerischer Begriff und quasi das Hip Hop Pendant zum trällernden «la la la» der Popmusik, wurde ursprünglich dem im Soundbild dominierenden Rhythmus zweier Schlagzeugelemente nachemfunden. Es steht aber auch für eine ganze musikalische Subkategorie des Genre, die in den 80er und frühen 90er Jahren, im «Goldenen Zeitalter» des Hip Hop, von Künstlern der amerikanischen Ostküste geprägt wurde.

Trotz seiner erst 16 Jahre hört man diese Einflüsse, auch in vielen Aufnahmen von D.A.R.I.O. Den Altersaspekt relativiert er «Immerhin bin ich ja noch, wenn auch vielleicht knapp, ein Kind der Neunziger. Abgesehen davon verstehe ich meinen Rap einfach nicht als Syntheziser-lastige Club-Musik, wie sie heute oft gespielt wird. Für mich ist Hip Hop noch eine Kultur. Ich seh mich eher in der Old-School Ecke»

Speziell geprägt habe ihn in dieser Hinsicht auch sein musikalischer Mentor E.S.I.K. Mit 13 Jahren besucht er einen Hip Hop-Workshop des Rappers aus St. Gallen.

Er schreibt seine ersten Texte. Sie überzeugen. E.S.I.K. nimmt ihn mit zu Auftritten, sie stehen gemeinsam auf der Bühne, nehmen Songs auf. Sein erstes Album «Meine Nachricht» entsteht.

 

«Sprachliche Mehrfarbigkeit»

D.A.R.I.O rappt auf Hochdeutsch und Schweizer Mundart. Je nach Lust und Laune, wie er sagt. «Aufgewachsen bin ich ja mit beidem». Sorgen, dass Texte auf Mundart eine deutsche Hörerschaft abschrecken könnten, mache er sich nicht, so der Gymnasiast. Vielmehr nutzt er seine sprachliche Mehrfarbigkeit als Stilmittel und thematisiert sie. So geschehen im Song «Meine Geschichte» aus dem Jahr 2013, wo es heisst: «Es geht um einen kleinen Jungen, der vor dem Spiegel das Rappen übt, sini erschta Lines sin allesamt noch uf Schwizzerdütsch, bis er merkt, dass zwai Sproche mische sini Stärke isch».

 

 «Beat gibt Richtung vor«

Seine Lieder, so erklärt D.A.R.I.O., entstünden auf sehr unterschiedliche Art und Weise, am Anfang stünde aber «eigentlich immer ein Beat», also das Instrumental, das ihn «inspiriere». Der Beat gebe so auch meistens die Richtung vor. Ob lustig oder tiefgründig.

Mit mittlerweile drei Veröffentlichungen und unzähligen Live-Auftritten – darunter als Vorgruppe namhafter nationaler und internationaler Grössen – geht D.A.R.I.O das Finale des «bandXost» entspannt an. «Ich freu mich einfach darauf und hoffe den Leuten gefällt die Show». Ob er am Ende siegt oder nicht? Nicht so wichtig, sagt er. Oder wie es in einem seiner Songs heisst: «Ich empfange mit offenen Armen, was uns die Zeit bringt.«