SCHWÄBISCHE ZEITUNG

IN DEN SOMMERFERIEN...

Florian Bührer - 18. April 2020

Gerade erschien seine vierte Single in diesem Jahr. Sie heißt „Bademantel“. Sein Lieblingskleidungsstück in diesen Tagen.

 

Vor Jahren hat sich D.A.R.I.O. die Bühne mit Chefket geteilt, einem Rapper aus Heidenheim, den es nach Berlin zog. „Steh an der Bühne - Irgendwo in Berlin - Keine komplexen Gedanken - Nur Adrenalin“ rappt dieser in seinem Song „Scheinwerferlicht“. Dieses Gefühl kennt D.A.R.I.O. bestens. „Am Anfang hatte ich immer einen richtigen Adrenalinkick auf der Bühne.“ 13 Jahre war er da. Heute sei er eher ruhiger, wenn er auf der Bühne stehe und der Beat losgehe. Dass sei dann einfach ein schönes Gefühl. Wenn dann die Menschen den Refrain mitsingen – „einfach herrlich.“ Aber auch ihn zwingt das Coronavirus momentan zu Hause zu bleiben. Für ihn nicht das Allerschlechteste – dort kann er den ganzen Tag im Bademantel herumlaufen.

Und dort hat er auch das Video zur Single gedreht. Mittlerweile ist der 22-jährige D.A.R.I.O.  ein alter Hase im Rapgeschäft. In Chur ist er geboren und aufgewachsen, in Lindau zur Schule gegangen. Sein Vater stammt aus Deutschland und seine Mutter aus der Schweiz.

 

Die Sommerferien sollen alles verändern. Mit 13 Jahren besuchte er bei Esik einen Rapworkshop in der Schweiz. Und das St.-Galler-Rap-Urgestein beeindruckt ihn. D.A.R.I.O.  verfällt dem Spiel mit Worten und Rhythmus. „Esik hat mir die Türen in eine völlig neue Welt geöffnet, die ich bislang nicht kannte.“

In dieser Welt fällt ihm das Album „Vom Vintage verweht“ des Hamburger Rappers Dendemann in die Hände. Dessen Wortspiele hätten ihn damals extrem fasziniert. „Das ist die Geschichte von dem mit den Geschichten mit den nichtigen Themen“ – rappt Dendemann. Inspiriert greift D.A.R.I.O.  zu Stift und Papier und beginnt seine eigenen Geschichten zu schreiben.

Wenige Wochen später nimmt er sein erstes Album auf. Eine verrückte Zeit sei das gewesen. Es ginge damals alles recht schnell, erinnert er sich. Aber: „Alles war von Anfang an sehr professionell.“ Schon mit 14 Jahren tritt er als Support seines großen Vorbildes auf. Der Berliner Rapper Kool Savas. „Der hat mich beeinflusst. Mit ihm würde ich gerne mal zusammenarbeiten.“ Von da an verbringt D.A.R.I.O.  jedes Wochenende in Zügen und fährt zu Hip-Hop-Jams in der Schweiz und in Süddeutschland.

So gerne er seine Heimat mag – „die Möglichkeiten in Lindau sind halt auch begrenzt“, gibt er zu. Es ist wie bei Chefket: als Jugendlicher verfällt man in der süddeutschen Kleinstadt dem Hip-Hop – und prompt folgt der Umzug nach Berlin. In der Stadt sei er schnell angekommen, erzählt er. „Berlin ist wahnsinnig toll.“ Es gebe so viele Eindrücke, die er aufsauge und verarbeite. An jeder Ecke lerne man Leute kennen, die einen inspirieren.

 

Als er ankam, schmiedete er folgenden Plan: Ein bisschen jobben und ein Team aufbauen, um Musikprojekte zu machen. „Ich habe jetzt ein gutes Netzwerk“, sagt er. Das Ziel: von der Musik leben können. „Es ist immer noch derselbe Traum, nur nicht dieselbe Stadt“ rappt er auf seiner neuen Single „Dealer“. Berlin statt Lindau.

 

Und wenn er doch Sehnsucht nach dem Bodensee hat, dann setzt er sich einfach in den Zug und fährt quer durch die Republik. „Am Bodensee zu chillen ist doch echt entspannt“, sagt er. Auf seinem kleinen Balkon in Lindau schrieb er früher gerne Texte. Vor vielen Jahren widmete er dem Balkon sogar einen Song. „Aufm Balkon voller Sonnenschein, alles andere regelt sich dann von allein. Lass alles stehen und liegen, Dicker, die Sonne scheint.“

 

 

-> GANZER ARTIKEL <-